Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum

Das Buch gibt einen Überblick über die Entstehung eines Berufsethos, des Anspruchs der Gesellschaft an den Einzelnen und die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung im aktuellen Wirtschaftsgefüge. Der Gegenstand der Betrachtung ist der Zusammenhang zwischen dem Individuum und dem gesellschaftlichen Kontext. Inwiefern ist Individualität und Prozessoptimierung vereinbar und wie sieht die Arbeitsrealität aktuell tatsächlich aus? Es behandelt Bereiche wie die Demografie, Bildung und Digitalisierung und skizziert die Möglichkeiten und Notwendigkeiten, um Ziele abstecken und erfüllen zu können.

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Simon Mamerow

Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum

Arbeit im Spannungsfeld von G ­ esellschaft und Individuum

Simon Mamerow

Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum

Simon Mamerow Berlin, Deutschland Dissertation Freie Universität Berlin, 2018

ISBN 978-3-658-23358-7 ISBN 978-3-658-23359-4  (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-23359-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National­ bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa­ tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany

Inhaltsverzeichnis 1

Einführung.……………………………………………………...... 1

2

Arbeit und Gegenwart.…………………………………………...11

3

4

2.1

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart…………………… 16

2.2

Kulturelle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung…………………. 27

2.3

Fragestellung der beteiligten Einzelwissenschaften………………... 34

2.4

Der homo faber und der faber mundi………………………………. 39

2.5

Der Einzelne und die Anforderung…………………………………. 41

2.6

Rückblick und Ausblick…………………………………………….. 53

Das Bewusstsein in der Anforderung………………………….. 57 3.1

Die Welt als Wille und Vorstellung………………………………… 58

3.2

Existenz und Kommunikation……………………………………… 61

3.3

Mimesis…………………………………………………………….. 68

3.4

Anthropologische Handlungsfelder………………………………... 72

3.5

Methodische Überlegungen………………………………………… 76

3.6

Rückblick und Ausblick…………………………………………….. 78

Arbeit als Handlungsrahmen………………………………….. 83 4.1

Das Finanzwesen in Deutschland…………………………………... 84

4.1.1

Bedeutung des Finanzwesens in Deutschland………………….. 87

4.1.2

Historische Entwicklung……………………………………….. 89

4.1.3

Philosophische Entwicklung…………………………………… 94

4.1.4

Veränderungen und Wandel……………………………………. 97

4.1.5

Menschen im Arbeitsbereich………………………………….. 101

4.1.6

Habitus und Mimesis………………………………………….. 106

4.1.7

Konklusion……………………………………………………. 111

4.2

Das Handwerk in Deutschland……………………………………. 115

4.2.1

Bedeutung des Handwerks in Deutschland…………………… 118

4.2.2

Historische Entwicklung……………………………………… 121

VI

Inhaltsverzeichnis

4.2.3

Philosophische Entwicklung………………………………….. 128

4.2.4

Veränderungen und Wandel…………………………………… 130

4.2.5

Menschen im Arbeitsbereich………………………………….. 133

4.2.6

Habitus und Mimesis………………………………………….. 140

4.2.7

Konklusion………………………………………………….…. 144

4.3 4.3.1

Bedeutung der Sexarbeit in Deutschland………………………149

4.3.2

Historische Entwicklung………………………………………. 157

4.3.3

Philosophische Entwicklung…………………………………... 162

4.3.4

Veränderungen und Wandel…………………………………… 167

4.3.5

Menschen im Arbeitsbereich…………………………………...173

4.3.6

Habitus und Mimesis…………………………………………...180

4.3.7 4.4

5

Die Sexarbeit in Deutschland……………………………………… 146

Konklusion…………………………………………………….. 185 Rückblick und Ausblick…………………………………………… 190

Gesellschaftliche Anforderungen………………………………199 5.1

Die Demografie und der Einzelne…………………………………. 200

5.2

Bildungsbegriff vor dem Anforderungshintergrund……………….. 204

5.3

Digitalisierung……………………………………………………... 209

5.4

Unternehmen als Arbeitgeber……………………………………… 215

5.4.1

Personalgewinnung……………………………………………. 218

5.4.2

Employer Branding……………………………………………. 224

5.4.3

Matching………………………………………………………. 228

5.4.4

Personalentwicklung…………………………………………... 232

5.5

Rückblick und Ausblick…………………………………………… 236

6 Schlussbetrachtungen………………………………………………241 Literaturverzeichnis………………………………………………….253 Internetquellen………………………………………………………. 275 Bibliografisches Verzeichnis…………………………………………279 Finanzwesen……………………………………………………………….. 279 Handwerk………………………………………………………………….. 280

Inhaltsverzeichnis

VII

Sexarbeit……………………………………………………………………281 Gespräch außerhalb des Forschungsdesigns………………………………. 282

1 Einführung Mit dem Wandel fort von göttlicher Bestimmung des Lebens durch die Ethik der Kirche und die Hinwendung zum Individualismus geriet die Eigenverantwortlichkeit des Menschen stärker in den Fokus sämtlichen Strebens, aber auch in das Fadenkreuz gesellschaftlicher und moralischer Urteile. Wenn jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, wie der Volksmund es formuliert, so ist auch jedes Unglück im Umkehrschluss letztlich selbstverschuldet. Dieser Wandel macht Auswirkungen des Erfolgs und des Elends, wenn Erfolg ausbleibt, zu einer moralischen Größe, die in der Gegenwart zu einer Aufgabe wird, die es zu lösen gilt. Schwierigkeiten, die aus ökonomischem Versagen resultieren, werden zu einem moralischen Problem, denn die Eigenverantwortlichkeit verhindert die Möglichkeit, sich berechtigterweise an jemanden anderen zu wenden; gleichsam sind diffuse Schuldzuweisungen möglich. In Zeiten der Krise, in denen Fehler eines Subjekts oder eines Systems zum Vorschein zu treten pflegen, zeigen sich die Effekte stets deutlicher und schmerzhafter. Die Arbeit hinterfragt die Gleichförmigkeit, die Alternativlosigkeit und die empirisch eindeutige Situation des umgebenden Soziosystems, indem sie die Menschen, die sich im Soziosystem bewegen, betrachtet und deren Beeinflussung durch die historischen Gegebenheiten aufzeigt. Ist der arbeitende Mensch, der homo faber, auch der Erschaffer seiner eigenen Welt und somit der faber mundi? Seit Wirkung der Human-Relation-Bewegung infolge der Hawthorne-Studien1 ist als allgemeiner Konsens Aufmerksamkeit und daraus resultierend Wertschätzung 1

Im Rahmen von Untersuchungen wurden zwischen 1924 und 1932 in einem Werk der Western-Electric Company in Hawthorne Felduntersuchungen zum Thema Kündi-

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 S. Mamerow, Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23359-4_1

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Einführung

des Subjekts als relevant für den Erfolg festgestellt worden. 2 Das Wort „Wertschätzung“ bekommt unter dem Aspekt der Eigenverantwortlichkeit eine umfassendere Dimension als sie in früheren religiös determinierten Zeiten hatte. Die Schwierigkeit liegt insbesondere darin, dass die Untersuchungsmethoden der Arbeits- und Organisationspsychologie zwar sehr ausgereift, aber ähnlich wie volkswirtschaftliche Modelle stark von der Ceteris-Paribus-Bedingung abhängig sind. Auch ohne eine Änderung des Rahmens, wie sie die derzeitigen stetigen Krisen, beginnend bei der Finanzkrise, über die sogenannte Flüchtlingskrise bis hin zum unaufhaltbaren demografischen Wandel eventuell bedeuten könnten, oder wie sie Horkheimer und Adorno in der Zeit der Niederschrift der Dialektik der Aufklärung erlebt haben und etwa Donatien de Sade ganz eindeutig im Zuge der französischen Revolution erlebte, bekommt das Hinterfragen dieser allgemeinen Bedingung neue Ubiquität. Im Rahmen der Kritischen Theorie zeigen sich die drei Säulen der Analyse wie folgt: Die multipolare Gesellschaft, die sich seit dem Niedergang des politisch bipolaren Blocksystems des kalten Krieges herausgebildet hat, bietet sehr breite Möglichkeiten der gesellschaftlichen Determinanten. Diese zu missachten, muss zu Schwierigkeiten führen. Die Kritische Theorie hinterfragt das System seit ihrer Grundsteinlegung konsequent und attestiert diesem System Pathologien.3 Da diese Pathologien bereits für die Gesellschaft bestehen, aus der das System historisch betrachtet entsprungen ist, steht die universellere Anwendbarkeit im Makromaßstab der Globalisierung noch um ein Vielfaches verstärkt unter Ver-

2 3

gungsneigung und Probleme der Produktivität angestellt. Ein damals scheinbar zentraler Ergebnis war die Wirkung der Aufmerksamkeit gegenüber der Arbeitskräfte. Auch wenn die Ergebnisse der Studie aus methodischen Gründen angezweifelt wurden, zogen sie jedenfalls eine Wirkung im Verhalten des Arbeitgebers seiner Mitarbeiter gegenüber nach sich. Vgl. Nerdinger / Blickle / Schaper (2008), S. 56 f. Horkheimer [(1937)2011], S.205 ff.

Einführung

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dacht dessen, was Horkheimer und Adorno voraussahen: „Seit je hat die Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.“4 Wenn dieses Urteil bereits der Erwägung bedurfte, in einer Welt, die trotz aller Schwächen in christlicher Ethik und Tradition vereint war, wie soll eine Verallgemeinerung in viel weiterem Maße sinnvoll sein? Im Bereich des sich abzeichnenden Problemfeldes findet sich in der westlichen Welt eine sehr knapp werdende Ressource – der Mensch. Änderungen dieses Ausmaßes sind sehr selten und Antworten auf die verständliche Frage nach dem Verlauf des Geschehens noch seltener. Dies ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass die Ökonomie zwar außergewöhnlich ausgereifte Methoden an der Hand hat, Voraussagen unter gleichen oder ähnlichen Umständen zu treffen, ein qualitativer Wandel der Gesellschaft jedoch durch rein quantitative Methoden nicht zu betrachten ist. Folgende Schritte sind zur Handhabung notwendig: x x x

Der Rahmen des zu betrachtenden Sachverhalts ist einzugrenzen. Die Verformung des Einzelnen durch die Gesellschaft ist zu betrachten. Die Option der Erkenntnisgewinnung des Individuums über ein vorliegendes Problem ist möglich zu machen.

Konstanten im menschlichen Streben aufzufinden. gelingt letztlich nur, wenn klar gemacht werden kann, was den Menschen im Kern ausmacht und wie der Einzelne auf die Einflüsse seiner Umgebung reagiert. Nur so lässt sich feststellen, welche Entwicklung ein Subjekt überhaupt zu leisten imstande ist; im Arbeitsbereich der Human Resources hat sich in jüngerer Zeit

4

Horkheimer / Adorno [(1944)2010], S. 9.

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Einführung

der Begriff des Change Management etabliert. Veränderungen sollen steuerbar werden.5 Die Änderung soll Bestandteil von Unternehmen werden, aber auch von Personen, die sich stets zu wandeln haben: in Projekten, in Abteilungen, an ihren Aufgaben und in ihren Lebensumständen.6 Die Umwälzungen sind radikal, darin besteht übereinstimmend kein Zweifel, sinnvoll kann nur ein holistischer Ansatz sein, der die Erziehung und Bildung bereits in der Schule betrachtet sowie das geforderte lebenslange Lernen hinsichtlich der Umsetzbarkeit bewertet. Unter den gegebenen Umständen wird davon ausgegangen, dass der Mensch sich in den letzten Jahrhunderten nicht grundlegend evolutionär verändert hat. In diesem Sinne ist er eine Konstante in den vielen offenen Fragen. Die Ablösung von mittelalterlichen Standesstrukturen hat zur erhöhten Bedeutung des jeweiligen Berufsansehens geführt. Die Frage, wo jemand genau herkommt, erscheint oftmals weniger relevant als der berufliche Hintergrund. Dieses Statussymbol zeigt sich wandelbar, im Laufe der Veränderungen hat sich auch die Beziehung der Gesellschaft zu den Tätigkeiten gewandelt. Der Wandel ist relevant für die aufgeworfene Frage, wie die Gesellschaft auf den Einzelnen wirkt, ob er in ihr zu einem Artefakt deformiert wird und wie weit die Identifikation geht. In einem Kontext, in dem die Arbeit den Status wiedergibt, ist der Status der Arbeit, die das Subjekt verrichtet, konstitutiv und hoch relevant. Dennoch ist der Einzelne mehr als die Gruppe seines Berufs – er definiert sich auch über sein Verhalten. Das Verhalten im Sinne der Entscheidungsfindung bewegt sich zwischen zwei extremen Polen. So ist ein Bankier entweder moralisch in seinem Handeln, oder

5 6

Kreutzer (2016), S.22 f. Vgl. Kreutzer (2016), S.22 f.

Einführung

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er ist es nicht, ein Arzt gewissenhaft oder nicht. Diese Pole sind eindeutig nicht festsetzbar, vielmehr oszilliert das Entscheiden stets zwischen nie erreichten Extremen. Der zweite Schritt betrifft nur das Subjekt und seine Entscheidungen, denn zwar erscheint das Versprechen der Selbstverwirklichung im Rahmen des Individualismus als richtig, jedoch ist es nur in begrenztem Rahmen möglich. Die Beschaffenheit und Reichweite der Möglichkeiten legt die Gesellschaft fest, und diese wird nicht differenzieren können, different denkt nur das Subjekt. Die Differenziertheit des Einzelnen zeigt sich im Umfang der Möglichkeiten des Individuums in der Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Kreativität, Eigenverantwortung, thinking out of the box sind erwünschte Attribute, die an der jungen Generation entdeckt werden wollen.7 Inwieweit ist der Nachwuchs darauf vorbereitet und inwieweit behindert das Bildungssystem erwünschte Kernkompetenzen? Auf diese Fragen kann nur beispielhaft und in Teilen geantwortet werden, und so ist die vorgelegte Arbeit ein Bestandteil eines übergeordneten Forschungsfelds. Aus diesem Grunde ist sie dreigeteilt in die Bestandteile der philosophischen Herleitung, der empirischen Beispiele und bettet diese letztlich in die gesellschaftliche Bedeutung und das Verhältnis zwischen individueller Perspektive und Anforderung ein. Im empirischen Bereich ist es schwierig, allgemeingültige Beispiele zu finden, weil Allgemeingültigkeit a priori des genauen Blicks entbehrt. An A-prioriAnnahmen mangelt es aber gerade nicht in einem Feld, welches praktisch jedes Individuum angeht. Um die Betrachtung zu ermöglichen, ist der Blick auf intensive Beispiele sinnvoll; metaphorisch stehen sie für andere Sachlagen, die ihnen vergleichbar, wenn auch nicht gleich sind. Nietzsche unterschrieb seinen Zarathustra mit dem Subtitel „Ein Buch für Alle und Keinen“8 – dies trifft hier auch zu. Die Untersuchung 7 8

Vgl. Behlau (2017), S. 212 ff. Nietzsche [1886(2000)].

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Einführung

geht jeden an, denn der vita activa ist sich nicht zu entziehen.9 Sie geht auf der anderen Seite auch keinen an, denn der Einzelne muss sich nicht angesprochen fühlen. Im Idealfall findet sich der Einzelne bei sich wieder und stellt, mit Jaspers, fest, dass er existiert und nicht nur ist.10 Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Betrachtung ist die nach dem Zusammenwirken der gesellschaftlichen Erwartung an den Einzelnen und dessen Streben nach Individualität und individuellem Glück im Kontext des Arbeitslebens. Um die Antwort auf diese Fragestellung zu ermöglichen, ist ein Aufriss der Begrifflichkeit der Arbeit und der Bedeutung für den Menschen notwendig. Die vorliegende Betrachtung entwickelt zuerst die Begrifflichkeit der Arbeit und die Bedeutung für die Gegenwart, um dann deren philosophische Quellen zu betrachten. Das Zusammenwirken des Subjekts und des Rahmens wird durch die Beschreibung des Bewusstseins eingeleitet und durch die Entscheidung für Forschungsfelder im empirischen Bereich beendet. Nach einem ersten Ergebnis den Einzelnen betreffend wird der Rahmen gebildet und beschrieben, um den Zusammenhang der beiden zentralen Aspekte abschließend zusammenzufassen. Der Anfang der Betrachtung wird im zweiten Kapitel unter dem Oberbegriff Arbeit und Gegenwart begonnen und zeigt auf, warum dieses Thema für Ökonomie, Betriebswirtschaft und Erziehungswissenschaft gleichermaßen relevant ist. Nach der Einsortierung der Thematik endet dieser Teil der vorliegenden Arbeit mit der Verortung des Einzelnen im Rahmen der Anforderungen, die an ihn gestellt werden. Ein Rückblick unter Berücksichtigung der einführenden Theorien bildet den Übergang in die Fragestellung, wie dieser IST-Zustand theoretisch reflektiert und wodurch er handhabbar gemacht werden kann.

9 10

Arendt (1958), S. 13 f. Jaspers [1932(1956)], S. 53 f.

Einführung

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In Folge wird im Kapitel drei Das Bewusstsein und die Anforderung hauptsächlich das subjektive Innere betrachtet. Die Überlegungen, wie das Individuum und dessen Wille sich zu seinen Möglichkeiten verhält, wird vor dem Hintergrund der Gedankenwelten von Schopenhauer, Jaspers und Heidegger und durch Erweiterungen, insbesondere vor dem Hintergrund der Mimesis, wie Wulf sie versteht und beschreibt, reflektiert. In diesem Kapitel werden verschiedene Handlungsfelder erschlossen, die beispielhaft für andere Bereiche betrachtet werden können, um der Wirkung empirisch auf den Grund zu gehen. Die Überlegungen sind notwendig, um Forschungsfelder ausfindig zu machen, die für das Thema ergiebig sein können. Nach dem Festlegen der Forschungsfelder auf die Arbeitsbereiche Finanzwesen, Handwerk und Sexarbeit folgen methodische Überlegungen und fassen die bisherigen Ergebnisse zusammen. Im vierten Kapitel wird die Logik der sachbezogenen Reflexion fortgeführt. Die drei Themenfelder werden systematisch erschlossen, indem sie auf x x x x x x

ihre Bedeutung in Deutschland, die historische Entwicklung, die philosophische Entwicklung im Arbeitsfeld, den aktuellen Wandel und Veränderungen, die Beschreibung der Menschen im Arbeitsfeld beobachteten Habitus und Mimesis

eingehen. Durch die Betrachtung der statistischen Quellen, Interviews mit den im Arbeitsbereich Tätigen und Expertenbefragungen zum Thema sowie umfassende Literatursicht können die Einzelfelder beispielhaft für andere Arbeitsbereiche untersucht werden. Die gesamte auf das Individuum bezogene empirische Arbeit wird in diesem Kapitel geleistet. Pro Arbeitsbereich folgt eine Konklusion des Arbeitsfeldes, welche die Besonderheiten sowie einzelnen Ergebnisse aufzeigt und zusammen-

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Einführung

fassend beschreibt. Das Ende des vierten Kapitels gibt einen Rückblick auf diese Konklusionen und einen Ausblick auf die noch offenen Fragen nach dem Rahmen für das Individuum. Das fünfte Kapitel, betitelt mit Gesellschaftliche Anforderungen, zeigt den aktuellen Rahmen auf, in dem besonders relevante Bereiche des gesellschaftlichen Kontextes angeführt und betrachtet werden. Dies sind die Demografie, die Begrifflichkeit der Bildung, die Digitalisierung und Unternehmen als Arbeitgeber, die den empfundenen direkten Arm der Gesellschaft darstellen, der auf das Individuum wirkt. Ein abschließender Rückblick und Ausblick zeigt die Richtung auf, in welche sich die Dinge aktuell entwickeln, und wie der Rahmen, den die Gesellschaft für das Thema der Arbeit bildet, auf den Einzelnen zu wirken vermag. Nachdem der Einzelne umfassend in Kapitel vier betrachtet und die Gesellschaft als wirkender Rahmen im fünften Kapitel untersucht wurde, folgt in der abschließenden Gesamtschau des sechsten Kapitels die Ergebnisbildung. Innerhalb der einzelnen Kapitel wird die abgeschlossene Logik beibehalten. Es beginnt mit einem kurzen Aufriss des inhaltlichen Teilbereiches und führt die in den Unterkapiteln behandelten Teilaspekte der für die Thematik relevanten Punkte aus. Jedes Kapitel endet mit einem Rückblick auf die für die Fortführung der Gedanken notwendigen Aspekte und führt über zur nächsten Thematik. Auf diesem Wege sind die Inhalte sowohl für sich als auch im Ensemble der Gesamtheit zu betrachten. Den Beginn bildet die erweiterte Darstellung der Forschungsfrage und führt über die philosophische Herleitung zur Empirie, die sich in Inhalte zum Einzelnen und zum Rahmen unterteilt, um zum Schluss zum Extrakt zusammengeführt zu werden. Die Forschungsfrage kann unter den Aspekten der philosophischen Herkunft, der historischen Gegebenheiten und des Ausblicks beantwortet werden. Dies ist durch Betrachtungen im Feld der Einzelforschung möglich sowie durch die Be-

Einführung

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achtung des Kontextes und führt somit zur holistischen Sicht des Individuums und seines Verhältnisses zur Gesellschaft.

2 Arbeit und Gegenwart In der Gegenwart hat die Arbeit in der westlichen Gesellschaft eine sinnstiftende, nicht mehr nur eine lebenserhaltende Aufgabe übernommen. In ihrer beinahe religiösen Ausprägung stellt sich die Frage nach der Vergöttlichung der Arbeit, die in ihrer Seligsprechung das entsprechende Gegenteil der vita contemplativa11 übernimmt. Wir werden die notwendigen Begriffe spezifisch zu entwickeln haben, denn das vor uns liegende Thema ist in der Grundsache kein Neues. Zu Beginn unserer Überlegungen stehen die vier kantischen Fragen im Raume: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?12 Die erste kantische Frage empfiehlt die Sammlung des Denkens, das die Entwicklung der Arbeit begleitet hat, und es ist ganz unstrittig, dass diese Entwicklung zusammenfiel mit den Auswirkungen der Aufklärung. Wenn der Mensch seines eigenen Glückes Schmied ist und prinzipiell keine Instanz über sich hat, so wird das Schmieden dieses Glückes zu einem janusartigen Projekt13, an dem sich seine Fähigkeiten und auch die Seinsberechtigung messen lassen. Es war Sade, der auf die düstere Hypothek der Aufklärung hinwies14, und es waren Horkheimer 11 12 13

14

Geiselhart (2012), S. 179. Ebd., S. 14. Projekt ist hier im ganz wörtlichen Sinne gemeint. Ein Projekt hat einen definierten Sinn, einen Beginn und ein Ende. (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon) Ohne Gottwesen ist der Mensch sich selbst gegenüber verpflichtet, auch und sogar umso mehr wenn er in sich selbst das Göttliche trägt. Horkheimer / Adorno [(1944)2010], S. 93.

© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 S. Mamerow, Arbeit im Spannungsfeld von Gesellschaft und Individuum, https://doi.org/10.1007/978-3-658-23359-4_2

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Arbeit und Gegenwart

und Adorno, die in der Dialektik der Aufklärung die Aufgabe übernahmen, die damit verbundenen Einzelfelder zu malen. Das damals vorgezeichnete System hat sich in seiner Extremität von den Vorbildern der Klassiker der Kritischen Theorie entfernt. Die von Adorno beschriebenen Effekte der Massenmedien15, die Barbarei als Möglichkeit der Entkopplung von Tat und Verantwortung16, haben sich verschärft. Waren es einst Vorwürfe gegen den arbeitsteiligen Taylorismus, der Verlust der Möglichkeit, sich positiv auf das Tagwerk beziehen zu können, zu unterminieren, so ist es aktuell in vielen Fällen nicht nur unmöglich, den Überblick zu behalten, es ist komplett ausgeschlossen, die Folgen des eigenen Schaffens vorherzusehen. Die Frage, inwiefern dies im Kontrast zu frühen Zeiten steht, drängt sich auf. Tatsächlich war es auch früher nicht absehbar, was genau aus den Erzeugnissen des eigenen Handelns wurde. Die Arbeit eines Schmiedes konnte für Waffenzwecke oder zu dekorativen Schmiedearbeiten verwendet werden. Ein Apotheker konnte töten oder heilen. Der Grad der wahrnehmbaren Mittelbarkeit des Tagwerks sinkt jedoch stetig ab. Die Effekte von Entscheidungen und Tätigkeiten werden virtualisiert und verlieren damit den unmittelbaren Bezug zur Persönlichkeit des Einzelnen. Dies trifft nicht auf alle Arbeitsbereiche gleichermaßen zu, manche Tätigkeiten haben sich kaum verändert. So kocht der Koch in der Sache noch immer, die Veränderungen der Tätigkeit sind graduell, finden sich lediglich in Einzelheiten wieder. Im Allgemeinen hat er aber auch sehr direkten Bezug zu dem, was er tut, kann die Begeisterung oder die Enttäuschung seines Handwerks direkt sehen. Einem Kryptologen, beschäftigt damit, Informationen jeglicher Art per Algorithmus zu sichern, ist der Bezug bereits deutlich erschwert. Wenn die Arbeit aber zum Sinngegenstand des Lebens und gleichermaßen zum Sinngehalt des Erfolgs wird, wie kann es gelingen, sich auf diesen Verdienst zu

15

Adorno kritisiert die Zwangsläufigkeit der einfachen Antwort als Wahrheit im Rahmen des Massenmediums anhand der Wirkung des Fernsehens. Vgl. Adorno (1970), S. 58 f.

16

Horkheimer / Adorno [(1944)2010], S. 239.

Arbeit und Gegenwart

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beziehen, wenn nicht einmal dem Tätigen selbst der Sinn seines Tuns und noch weniger dessen Wert klar ist und klar sein kann? Es war Nietzsche, der solches voraussah und passenderweise im zweiten Teil seines Zarathustra in Der Wahrsager ansprach: „Wohl haben wir geerntet: aber warum wurden alle Früchte uns faul und braun?“ 17 Um die Untersuchung der Entwicklung zu ermöglichen, muss sich diese Arbeit auf den Kulturraum europäisch-westlicher Entstehung konzentrieren. Für andere Kulturräume müssten jeweils umfassendere Untersuchungen der Entwicklungen und Rahmenbedingungen hergeleitet werden, was in dieser Betrachtung weder fachlich noch räumlich machbar ist. In seinen Betrachtungen zum Problem der Einheit der Gesellschaft stellt Udo di Fabio fest, dass die überstaatliche Betrachtungsweise den Horizont nachhaltig verschiebt, da er sich auf der einen Seite unterscheidet und auf der anderen, um im internationalen Austausch bestehen zu können, zwangskompatibel sein muss.18 Er zeigt auf, dass die Notwendigkeit, eine einheitliche Sprache des Tausches zu finden, ohne die kulturellen Begebenheiten zu betrachten, zwangsweise dazu führt, die Einzeloperation seelenlos und austauschbar werden zu lassen. Gleichzeitig ist die Austauschbarkeit mit einer intensiven Steigerung der Komplexität erkauft. So steht die Überzeugungskraft und innere Bindung zum Tagwerk einer stetigen Vereinfachung zum besseren Verständnis entgegen. Der Taylorismus bekommt auf diesem Wege eine völlig neue Intensität, und die bekannten mit ihm verbundenen Schwierigkeiten schlagen sich direkt auf den Einzelnen nieder – es fehlt das Epizentrum, das durch viele einzelne Operationen ersetzt wird, die ein schier undurchdringliches Netz an Beziehungen zur Folge haben.19

17

18 19

„Ach wo ist ein Meer, in dem man ertrinken könnte. […] Wahrlich, zum Sterben wurden wir schon zu müde; nun wachen wir noch und leben fort – in Grabkammern!“ Nietzsches Vorhersagen in Richtung der Sinnhaltigkeit finden sich als verstärkte Kritik an der damals aktuellen und kommenden Moderne wieder. Vgl. Nietzsche [1886(2000)], S. 9. Vgl. di Fabio (2005). di Fabio (2005), S. 54 f.

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Arbeit und Gegenwart

Dies führt zurück zur bereits aufgeworfenen Frage Kants, was der Mensch sei. Wenn bekannt wäre, was der Mensch sei, so wäre es auch möglich, zu verorten, wozu er fähig sein könnte und was er benötigt. Ebendies sind zentrale Fragestellungen der Erziehungswissenschaften und selbstverständlich auch der Wirtschaftswissenschaft als der Wissenschaft, in deren Gebiet „Die Arbeit“ im Prinzip fällt. Allen voran ist die Frage jedoch anthropologisch, denn die Einzelwissenschaften sind bereits in der Denkart Bestandteil des zersplitterten Herangehens der Arbeitsteilung. Eine Antwort auf die Frage nach einem für den Menschen elementaren Punkt – der Arbeit – verdient jedoch mehr als lediglich eine Fachantwort. Sie erfordert eine holistische Sicht. Nur so lassen sich auch die anderen Fragen nach dem Wissen und dem Hoffen und der Handlungsempfehlung beantworten. Die Fragen richten sich bisher an den homo faber oder behandeln ihn. Da Arbeit und deren Früchte mit der Glückseligkeit gleichgesetzt werden, stellt sich nun die Frage, ob der Arbeitende in der Welt schafft oder ob er auch in der Lage ist, seine Welt zu schaffen. Es ist von ganz außerordentlicher Wichtigkeit, Antworten auf diese Fragen zu geben. In einem Kontext, in dem die Arbeitskraft das Einzige ist, was viele Menschen auszumachen scheint, und die sogenannte Humanressource in hochentwickelten Industrienationen den entscheidenden, oftmals einzigen Unterscheidungspunkt darstellt20, ist die Bedeutung des Wechselspiels zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft vor dem Paradigma der Arbeit grundlegend. Die Relevanz strahlt in die Erziehungswissenschaft, v. a. vor dem Hintergrund der Anforderung des lebenslangen Lernens, die Psychologie im Sinne der Wechselwirkung beider Systeme, die Wirtschaftswissenschaft zur Erklärung von Funktionalität in Unternehmen und in die Ökonomie und Politik als Substrate der Gesellschaft schlechthin. Dieser Transdisziplinarität ist auch die Verschiedenartigkeit der Quellen geschuldet. Um den Gegenstand umfassend aufzuklären, ist es nötig, sich mit Paul Fey20

Vgl. Nguyen / Pfleiderer (2012). S. 80.

Arbeit und Gegenwart

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erabend darauf einzulassen, „alle Ideen, alle Methoden“ zu verwenden und nicht lediglich „einen kleinen Ausschnitt aus ihnen“21. Ökonomisch organisierte Arbeit hat spätestens im Zuge der Industrialisierung zur Verselbstständigung der Arbeit als gesellschaftlichem Teilsystem geführt. Dieses unterliegt eigenen Gesetzen, was zwischenmenschliche Beziehungen und Wertedefinitionen angeht. Baumgartner und Korff stellen fest, dass sie als Quelle des Erwerbs direkten Einfluss auf soziales Prestige, soziale Integration und Teilhabe am gesellschaftlichen Fortschritt bedeutet und somit von kaum zu überschätzender Relevanz geworden ist.22 Die Fragen, die wir stellen, sind allgemeine Fragen nach dem Menschen und einem seiner wichtigsten Betätigungsfelder; etwas, das mittlerweile einen größeren Teil der verfügbaren Zeit als familiäre Bindungen und als Zeit zur Contemplation23 einnimmt. Eine allgemeine Frage erfordert allgemeines Herangehen und somit auch eine allgemeine Bildung im interdisziplinären Sinne. Die Antwort auf unsere Frage in der Wechselwirkung zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft ist von glückbildender Relevanz. Nach Ansicht von Körner ist das „… Gleichgewicht, die Harmonie von Anspruch und Wirklichkeit, […] die wesentliche Voraussetzung dafür, auch relativ überdauernd Glück empfinden zu können“24. Dieser Anspruch der Wirklichkeit steht dem aktuellen Perfektionsparadigma entgegen, das dazu aufruft, „in transhumane(r) Vervollkommnung […] die menschliche Natur hinter sich“25 zu lassen. Zur Erinnerung: Sinn und Forschungsfrage der Betrachtung ist es, den Mechanismus aufzuklären, der in der Wechselwirkung zwischen gesellschaftlicher Erwartung an den Einzelnen und dessen Streben nach Individualität und individuellem Glück besteht. 21 22 23 24 25

Feyerabend (1986), S. 393. Baumgartner / Korff [2009(1999)], S. 97 f. Vgl. Reinhard (2007), S. 24 f. Körner (2008), S. 61. Wulf / Zirfas (2008), S. 9.

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Arbeit und Gegenwart

Die erste Aufgabe ist es nun, uns das notwendige Werkzeug zu erarbeiten, um Urteile über den Begriff der Arbeit und seine Bedeutung zu ermöglichen. Gehen wir sie an.

2.1 Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart Die Arbeit war in der Antike kein Gegenstand besonderer Freude. Sie war eine Notwendigkeit für diejenigen, die ihr Leben dadurch zu erhalten hatten, und etwas, worauf bei Möglichkeit sehr gern verzichtet wurde. Die Arbeit konnte zwei Ausprägungen annehmen: die Lebenserhaltung und maximal die Meisterschaft in einer besonderen Disziplin. Gesellschaftliche Anerkennung resultierte daraus allerdings nur bedingt. Die Bedingtheit ist ein ganz wesentlicher Punkt der Arbeit, denn diese liegt neben den zwangsläufigen Kreisläufen. Die zwangsläufigen Bestandteile sind die Natalität, die Erhaltung des Lebens und der Tod eines Menschen. Diese Faktoren sind der Entität Mensch gegeben, er kann nicht aus ihnen ausbrechen. Die Welt, die der Mensch sich geschaffen hat, bedingt ihn hingegen nur mittelbar; es ist eine Bedingtheit, die Menschen geschaffen haben und dadurch einerseits beeinflussen und andererseits auch zu erfassen vermögen.26 Die Bedingungen der menschlichen Existenz, die von Menschenhand geschaffen wurden, sind zwangsläufig keine Metaphysik. Wenn wir betrachten wollen, wie der Mensch sich durch die Welt verändert, die er selbst erschaffen hat, kommen wir nicht umhin, die Geschichte des Menschen zu betrachten, denn es ist die Geschichte des Schaffens seiner Welt. Diese Form der Betrachtung ermöglicht einen notwendigen Grad der Transzendenz, denn was wir betrachten wollen, ist der Mensch in dem selbstgeschaffenen System, das uns nur als Beiwerk gilt, wenn auch als eines, das den Menschen durchaus zu beeinflussen vermag.

26

Vgl. Arendt (1958) S. 18 f.

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart

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Hannah Arendt macht in ihrer Betrachtung Vita activa ganz zu Recht auf folgenden Sachverhalt aufmerksam: „menschliches Leben, sofern es sich auf Tätigsein eingelassen hat, bewegt sich in einer Menschen- und Dingwelt, aus der es sich niemals entfernt […].“27 Die Tendenz, sich dieser Dingwelt, der äußeren, zuzuwenden, ist, unterbrochen von episodenartigen Reversionen, stetig gestiegen. Wenn wir Arbeit als zielgerichtete, leistungsbestimmte Tätigkeit betrachten, haben wir nur die physikalische Komponente beschrieben; wir müssen sie um die Bedeutung des Menschen erweitern, um sie für unsere Zwecke handhabbar machen zu können. Die anthropologische Dimension der Arbeit wird von Baumgartner/Korff durch die drei wesentlichen Faktoren Selbstüberbietung, Selbstüberwindung und Selbsterfüllung beschrieben.28 Die Beschreibung offenbart eine sehr positive Sichtweise, der aus historischer Perspektive nicht immer zugestimmt worden wäre. In der Antike war die klassische Arbeit und der Hände Werk keine Tätigkeit, der ein freier Bürger freiwillig nachging. Es war eine Sache der Sklaven, diese Tätigkeiten zu besorgen und somit das eigentliche Leben, das politische im weiteren Sinne, zu ermöglichen. Das Politische wurde zu diesem Zeitpunkt niemals mit dem Begriff der Arbeit, also dem Tätigsein, gleichgesetzt. In der Betrachtung der Antike gibt es zwischen der griechischen und der römischen Kultur lediglich einen wesentlichen Unterschied in der Agrarwirtschaft, die in Rom ein besonderes Ansehen genoss. Die zusammenfassende Beurteilung der Arbeit in der Antike kommt durch Ciceros Einteilung zwischen den artes liberales, den freien Künsten, und den artes sordidi, den unfreien, niedrigen und verächtlichen Künsten, zum Ausdruck.29 Im christlichen Mittelalter war der Stellenwert der Arbeit vergleichbar. An der Stelle der schönen Künste der klassischen Antike steht hier die vita contemplati27 28 29

Ebd., S. 33. Baumgartner / Korff [2009(1999)], S. 88. Seneca führt in seinem 88. Brief erweiternd aus: „Quare liberalia studia dicta sunt vides: quia homine libero digna sunt („Du siehst, warum die freien Künste so genannt werden: weil sie eines freien Menschen würdig sind.“).“

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va, die Hinwendung zu Gott. Diese Hinwendung wird zum eigentlichen Sinne allen Arbeitens. Dies beinhaltet auch das Motto ora et labora, welches die Hinwendung zu Gott lediglich ermöglichen soll und somit Mittel zum Zweck wird. 30 Dem folgt in der Zeit der Aufklärung die Loslösung von Gott. Erst langsam, noch im Zusammenhang begriffen, dann immer endgültiger und nachhaltiger. An die Stelle des göttlichen Strebens tritt die Vernunft, oder was als solche angenommen wird. Interessanterweise geht dieses Bestreben zuerst von Kreisen aus, die selbst gar nicht mit der klassischen Arbeit beschäftigt waren, dem Adel. Die Aufklärung spült die Bedeutung der vita contemplativa fort, sie erzeugt allerdings auf der anderen Seite Ratlosigkeit, was denn nun als Ziel gelten kann. Auf die adlige Herkunft und das entsprechende Leben vertrauend, wird dieses Problem zu Beginn nicht offenbar, es handelt sich eher um ein Gedankenspiel adliger Kreise. Als die Aufklärung im Zuge der Rationalität und vor allem der realen Rationalisierung in das Leben der Menschen tritt, beschäftigt sie die erste industrielle Revolution gegenständlich. Die Industrialisierung zersetzt alte Großfamilienstrukturen und führt zur Verstädterung und Anpassungsnotwendigkeit des Einzelnen. Aufstände wie der Weberaufstand von 1844 sind hier nur Symptom einer sich verändernden Welt. 31 „Überleben kann nur, wer arbeitet“32 ist der Ausspruch der Wahl und bildet mit einem zweiten eine unheilvolle Konklusion: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.“33 In Zusammenhang gesetzt ist Arbeit für das Überleben notwendig, was es genau genommen für die Unterschicht schon immer war; allerdings befindet sich diese in selbstverschuldeter Lage, weil sie ihr Glück nicht ausreichend schmiedet. Die Arbeit, nicht die Geburt, ist nun die Quelle der eigenen Wohlfahrt. Unabhängig von der Realität der sich im System Befindlichen entbindet die Denkweise denje30 31 32 33

Thomas von Aquin arbeitet dies in seiner Summa theologiae umfassend heraus. Vgl. Hering / Münchmeier (2007), S. 19 ff. Ebd., S. 23. Zwar geht das Sprichwort laut Sallust auf den römischen Zensor (312 v.Chr.) und Konsul (307 und 296 v.Chr.) Appius Claudius Caecus zurück, es bekommt in der benannten Zeit aber eine besondere Bedeutung.

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart

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nigen mit größerer Macht, nennen wir ihn in diesem Zusammenhang den Glücklichen, davon, Verantwortung für die Unglücklichen zu tragen, sie werden in diesem System zu einem Ding, das Arbeit zu schaffen hat, sonst wird es nicht überleben. Die neue Sichtweise beinhaltet einen bis dahin nicht bekannten Materialismus; der Mensch wird selbst zu dem von Hannah Arendt benannten Ding in dem beschriebenen Reigen der Dinge. die die Welt bedeuten, die der Mensch erschuf, und die ihn bedingen.34 Er bedingt sich selbst und bedingt mithin nun auch das Ziel und die Regeln. Dem reinen Materialismus steht ein ambivalentes Weltbild gegenüber. Während bis zum Beginn der Neuzeit uneingeschränkt Mühe und Plage mit der Arbeit gleichgesetzt wurden35, was in jüdisch-christlicher Tradition schon mit der Vertreibung des Urelternpaares aus dem Paradies begann36, ändert sich die Sicht mit der Technisierung vollständig. Nach Adam Smith wird die Arbeit durch den Menschen als dem bestimmenden Produktionsfaktor entdeckt und erzeugt somit ein anthropozentrisches Weltbild, das sich im Zeitverlauf verschärft. Bei Marx erreicht der Verlauf dann seinen Gipfel, wenn er die gesamte Weltgeschichte als nichts anderes als die Erzeugung des Menschen durch die menschliche Arbeit definiert.37 Den beiden sehr unterschiedlichen Herangehensweisen, die Arbeit als reine Mühsal oder als schöpferischen Impetus schlechthin zu betrachten, kommen die Bedeutungen der Pole eines Koordinatenkreuzes zu, das uns noch beschäftigen wird. Menschliches Leben oszilliert in Entscheidungen stets zwischen Polen,

34 35 36

37

Vgl. Arendt (1958), S. 18 f. Ebd.. Die Genesis 3:17 bis 19 berichten von der Vertreibung aus dem Paradies und beschreiben die nun vorhandene Mühsal die bei der, dem Mann übertragenen, Ernährung von der Vertreibung an herrschen wird als Strafe. Demgegenüber stand das mühefreie Leben im Garten Eden zuvor. Insofern geht es nicht zu weit die Arbeit in ihrem ursprünglichen Verständnis als einen Urfluch der drei großen Buchreligionen zu bezeichnen. Marx-Engels-Werke, Ergänzungsband 1 [1844(1968)], S. 546.

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deren absolute Ausprägung nicht erreicht wird und die zu erreichen nicht erstrebenswert sein kann. In diese Zeit fällt auch die Entdeckung der Begrifflichkeit der Geistesarbeit, die als Arbeit des Kopfes zu einem planenden Element wird. In der Wertigkeit steht die Kopfarbeit anfangs noch über der körperlich bedingten Arbeit – genau dieser Streit wird durch die Gruppe der Schaffenden und die der Ausbeutenden im späteren Verlauf zu einem die Gesellschaft sprengenden Element der sozialen Evolution. Die Entwicklung der Arbeit ist generell für den Menschen eine schwierige Geschichte. Der bäuerlichen Gesellschaft, in der Fleiß mit etwas Glück bezüglich der Determinanten (Wetter, politische Umwälzungen, persönliche Gesundheit usw.) auch zur Sicherheit und zum Wohlstand führte, stand nun eine scheinbare Freiheit der Entwicklung, aber tatsächliche Abhängigkeit von anderen entgegen. Es war nicht mehr möglich, auf soziale Interaktion im großen Umfang zu verzichten, da Selbstversorgung aus der Natur heraus im Stadtleben praktisch ausgeschlossen war.38 Aus England stammt der Begriff Pauperismus, der die Armut, die mit der beginnenden industriellen Revolution einsetzte, beschreibt. Diese Armut fällt aus den Ständen, die zuvor ein zwar beschränktes, aber klares Netz für das Individuum darstellten. Der neu erlangten Freiheit steht keine entsprechende Perspektive gegenüber. Den bereits erwähnten Weberaufständen und ähnlichen Vorkommnissen steht die repressive Antwort der Staatsgewalt entgegen.39 Ohne der Lesart zu folgen, dass diese Umstände den politischen Kommunismus erzeugt hätten, steht es außer 38

39

Dies stellt heute noch einen Unterschied zu scheinbar weniger entwickelten Staaten dar. Gerade in äquatornahen Territorien ist es durch mehrfache Ernte im Jahr sehr gut möglich mit reiner Tauschwirtschaft und Selbstversorgung zu leben. Lediglich medizinische Versorgung und besondere Güter müssen „zugekauft“ werden. Daran scheitern teilweise Armutsbetrachtungen im Direktvergleich, da eine solche Selbstversorgung ohne Planung allein durch die vegetativen Situationen in Sphären die den Polen näher sind (je nach Lokalität nördlicher oder südlicher) nicht gegeben ist. Hering / Münchmeiner (2007), S. 26 f.

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart

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Zweifel, dass dieser historisch gesehen dem Elend, das die Entwurzelung erzeugte, folgte. Sehr interessant ist, dass die radikalsten Experimente des politischen Kommunismus versuchten, eine präindustrielle Situation wiederherzustellen und die Arbeit massiv aufzuwerten.40 Dies schien nur durch die Vernichtung der bedingenden Mittel der entstandenen Kultur möglich, auf die Hannah Arendt verwies. Mit der neuen Freiheit von Ständen und der rationalen Herangehensweise wurde der Mensch in der Entscheidung scheinbar freier, im Tagwerk zeigte sich die Befreiung jedoch nicht. Die Betrachtungsweise als relevante Ressource ließ ihn zu genau dieser Ressource werden, und als eine Ressource musste der Mensch in seiner Funktionsweise optimiert werden. Dies entsprach durchaus dem Zeitgeist. Der Mensch ist in seiner Funktionalität nichts weiter als eine Maschine, die es zu ergründen gilt. Dieses Element beschäftigt Sade, als er Justine bei ihren Wanderungen auf den Apotheker Rodin treffen lässt, der den Geheimnissen des Automaten „Mensch“41 auf den Grund gehen will und dabei Mord nicht scheut, weil er für den Erkenntnisgewinn notwendig sei. Das Thema findet sich auch bei E. T. A. Hoffmann, wenn im Sandmann die Liebe der Hauptfigur Nathanel einem Automaten namens Olimpia gehört. Zwar erkennt der Protagonist seinen Wahnsinn; der Unterschied zwischen der mechanischen Puppe Olimpia und der geliebten Clara, einem Menschen aus Fleisch und Blut, findet sich in den Augen, dem Spiegel der Seele, wieder – zur eindeutigen Entscheidung für den Menschen führt diese Erkenntnis letztlich jedoch nicht. Dem literarischen Zeitgeist liegt die Entsprechung der Automatisierung zugrunde, die in der sich verändernden Welt zu beobachten war. Der Taylorismus führt die Arbeitsdefinition als wissenschaftliche Methode ein. Der namensgebende Erfinder Frederick Winslow Taylor entwickelte die Methode, die er wissenschaftlich nannte, insbesondere unter Analyse der Elementarbewegungen während der Ar-

40 41

Margolin (1997), S. 643 ff. Sade [1787(2009)], S. 79 f.

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beit und vor dem Paradigma der Optimierung dieser Bewegungen zu einem durchgehend perfekten Ablauf.42 Mit dieser Herangehensweise wurde der Mensch vollends zu der arbeitenden Ressource, die zu sein ihm zuvor bereits unterstellt wurde. Dem Menschen wurde als Wert seine Schaffensgrenze beigemessen. Taylor benutzte selbst den Terminus eines erstklassigen Arbeiters und misst während seiner Betrachtungen diese Klasse rein am Output, den ein solcher Arbeiter zur bestimmten Zeit zu erbringen vermag. Er ist sich in seinen Betrachtungen der Schwierigkeiten der Berechnungsfähigkeit der Kopfarbeit durchaus bewusst und unternimmt die Bestimmungen der wissenschaftlichen Methode lediglich für die körperliche Arbeit. Die Trennung verschiedener Arbeitsrichtungen ist damit abschließend vollzogen.43 Eine weitere wichtige Quelle der heutigen Betrachtungsweise der Arbeit sind die Weltkriege, in denen durch mangelnde Arbeitskraft in der Heimat Frauenarbeit allgegenwärtig und Emanzipation maßgeblich beeinflusst wurde. Einmal erlangte Freiheit wurde nach der Rückkehr der zuvor vorbehaltlos in der Ernährerrolle befindlichen Ehemänner und Väter nicht zurückgegeben. Die Entwicklung ist in der Folgezeit bei Weitem nicht gradlinig verlaufen. Nach einer hohen Erwerbstätigkeit der Frau in der Weimarer Republik erfolgte die Hinwendung der Frau auf ihre Rolle als Mutter im Dritten Reich. Während der Mangelzeit in den Kriegsjahren stellte sich die Frage des Erwerbs nicht, die Arbeitstätigkeit war dem Reich gewidmet und somit determinierend im totalitären Staat. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich die weibliche Erwerbstätigkeit unterschiedlich. Während sie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) allgegenwärtig war, spielte sie in der entstehenden Bundesrepublik 42 43

Vgl. Nerdinger / Blickle / Schaper (2008), S. 22. Die zugrunde liegende Arbeit von Taylor der zwar „Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung“ 1913 verfasste aber niemals Wissenschaftler war, findet sich in dieser Veröffentlichung wieder und führte zu sehr kontroversen Diskussionen in Folge.

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart

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Deutschland (BRD) eine eher untergeordnete Rolle. Dies zeigt sich in der Gesetzgebung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB)44, welches das Leben der Bürger regeln soll und daher ein guter Spiegel der zugrunde liegenden gesellschaftlichen Veränderung ist. In der DDR heißt es im Familiengesetzbuch (FGB) ab 1965, das Ziel sei, „dass die Frau ihre berufliche und gesellschaftliche Tätigkeit mit der Mutterschaft verbinden kann“, während bis 1977 im BGB der Passus zu finden ist: „Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.“ Die unterschiedlichen Herangehensweisen sind augenfällig; sie zeigen allerdings auch eine unterschiedliche Relevanz des Themas Arbeit für das Individuum. Während Arbeit in der DDR als sinnstiftend betrachtet wird, ist sie dies offensichtlich bis weit in die 1970er Jahre in der Definition der Bundesrepublik nicht. Die feministisch-marxistische Gesellschaftskritik verfolgt den Begriff der Hausfrauisierung und attestiert selbst der marxistischen Kapitalismuskritik einen blinden Fleck. Ich möchte den Gedanken der Hausfrauentätigkeit und ihrer angenommenen Entwertung an dieser Stelle nicht weiter vertiefen, da die notwendigen Aspekte an dieser Stelle nicht ausreichend beleuchtet und angemessen diskutiert werden können.45 In Deutschland entstand im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft vorerst ein Ausgleich zwischen den Arbeitenden und den der Arbeit Fernen; der Begriff der starken Schultern, die schmalere mittragen, steht als Bild für die Verteilung von Lasten und Optionen. Gleichwohl erscheint es erstrebenswert, Erfolg zu haben, und die Verfügbarkeit der finanziellen Mittel führt zur Entstehung von Begrifflichkeiten wie dem Geldadel. Vergleichbar mit der Unerreichbarkeit der Sphären der Adligen vergangener Zeiten entsteht das Bild derer, die sich durch die Arbeit adeln und erstaunlicherweise am Ende wiederum nicht mehr arbeiten müssen. Sie sind befreit von der 44

In der DDR entsprach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) diesbezüglich das Familiengesetzbuch (FGB).

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Arbeit und Gegenwart

Mühe. Die öffentliche Meinung wertet unterschiedlich zwischen jenen Personen, die ihre Mittel ererbt haben, und den Selfmade-Persönlichkeiten. Aus dem Bürgertum heraus gründen sich Persönlichkeiten, deren Namen regionale Bedeutung erlangen, teilweise von nationaler Relevanz oder sogar von internationalem Ruf sind. In Franken beispielsweise steht dem Namen Schaeffler der Klang ehemaligen Adels kaum in etwas nach, gleiches lässt sich in Baden-Württemberg von dem Familiennamen Würth wahrnehmen. In Deutschland ist allgemein bekannt, wofür die Familien Otto, Liebherr und Dr. Oetker stehen, und im globalen Maßstab sind die Unternehmen, die noch heute die Namen der Familien Daimler, Siemens oder Bosch tragen, kaum wegzudenken. Diese Namen transportieren Ruhm; sie sind Beispiel dafür, was geschafft werden kann, wenn man nur seines eigenen Glückes Schmied ist und sein Glück richtig schmiedet. Nicht umsonst sind Begrifflichkeiten wie „Bierkönig“ und „Stahlbaron“ entstanden. In der gleichen Tonalität wird der Begriff „Wirtschaftsimperium“ verwendet. Das mitarbeiterreichste nichtstaatliche Unternehmen der Welt ist der Einzelhändler Walmart mit 2,2 Millionen Mitarbeitern, während das größte deutsche Unternehmen Volkswagen ist, mit weltweit mehr als einer halben Million Mitarbeitern.46 Um das Verhältnis dieser Zahlen zu verdeutlichen: Wenn alle WalmartMitarbeiter in einer Stadt wohnen würden, wäre in Deutschland lediglich Berlin größer; alle Volkswagen-Mitarbeiter würden gemeinsam Platz 15 der größten deutschen Städte erreichen.47 Die Bedeutung dieser Unternehmen ist also durchaus mit Herzogtümern und Grafschaften vergangener Zeiten analog zu betrachten, wenn wir davon ausgehen, dass die Arbeit tatsächlich die vorherige Ressource Land in der Bedeutung für den Produktionsprozess und den Einzelnen ersetzt hat.

45 46 47

Vgl. Mies / Bennholdt-Thomson / Werlhof (1988). Fortune Global 500 Liste (2016). Statistisches Bundesamt (2016).

Bedeutung in der Vergangenheit und Gegenwart

25

In jüngerer Zeit ist im Rahmen der Globalisierung die Verschiebbarkeit der Arbeit Thema gewesen. Die von Frederick Taylor noch als Grundlage betrachtete körperliche Arbeit wurde durch die Wertschöpfungskette auf eine Sphäre außerhalb der Sichtweise verlagert. Eine massive Wanderung der körperlichen Tätigkeiten fand in den Bereich der aufstrebenden Staaten statt und von diesen weiter in die Entwicklungsländer. Die Welt transformiert sich zu einer Wissensgesellschaft, und die Trennung von Hand- und Kopfarbeit wird zu einem Politikum. Während in den sogenannten entwickelten Staaten die Bevölkerung stagniert oder schrumpft, sind in den Entwicklungsländern weiterhin ähnliche Kräfte am Werk wie während der Industrialisierung in Europa. Wachsende Bevölkerungen, vor allem junge Menschen, streben nach Perspektiven, sind aber aufgrund mangelnder Ausbildung gleich zwei Problemquellen ausgesetzt. Die erste Problemquelle ist der steigende Mechanisierungsgrad. Die von Taylor betriebene wissenschaftliche Methode ist zum großen Teil obsolet geworden, da sie mittlerweile tatsächlich von Automaten, das heißt Maschinen, ersetzt werden kann. Auf der anderen Seite steht eine wachsende Weltbevölkerung, die zu großen Anteilen aus schlecht ausgebildeten Personen besteht, welche direkt um die sinkende Anzahl der einfachen Tätigkeiten konkurrieren. Hinzu kommt die steigende Frauenerwerbsquote, die das Dilemma von statistischen Werten offenbart. Während in Westeuropa die Frauenerwerbsquote generell als zu niedrig und ihr Anstieg als wünschenswert betrachtet wird und der Wert als Gradmesser für die Frauenrechte steht, sind die zehn in dieser Hinsicht erfolgreichsten Länder alle in Afrika zu finden – mit Ausnahme von Nepal (Rang 10).48 49 Die Entkopplung der Arbeit von körperlichen Tätigkeiten hat mit dem Siegeszug der Kommunikationsmittel im Allgemeinen und der Virtual Reality im Speziellen

48 49

Weltbank (2014). Ob Tansania mit der weltweit höchsten Frauenerwerbsquote von 88 % tatsächlich als das Vorbild in Hinblick auf Frauenrechte gelten kann gilt es zu überprüfen.

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Arbeit und Gegenwart

ganz besondere Ausprägungen erreicht. Der Schaffensprozess ist von der körperlichen Mühe abgetrennt und wurde auf geistige und steuernde Leistungen verlegt. Die Leistung selbst ist durch die Verschiebung von messbarer körperlicher Arbeit hin zu geistiger, schwer quantifizierbarer Tätigkeit einer Zerreißprobe ausgesetzt. In Taylors wissenschaftlicher Arbeit ging es um die Zerlegung der Arbeit in einzelne Bestandteile. Dieses System wurde von Henry Ford auf die Fließbänder übertragen, und Menschen mussten angepasst an die Maschine repetitive Arbeitsschritte ausführen. Diese Tätigkeiten haben ihre Bedeutung im aktuellen Arbeitsumfeld weitgehend verloren. In der Anzahl sind Fließbänder sehr selten geworden, die Tätigkeiten verlagern sich in schwierig zu fassende Felder. Das Bundesministerium für Arbeit definiert die Entwicklung der Arbeit bezogen auf die industrielle Revolution wie folgt50: x x

x

x

50

Industrie 1.0: Ab ca. 1800 n. Chr. kommen vermehrt Maschinen zum Einsatz, und Massenproduktion wird durch Arbeitsteilung möglich. Industrie 2.0: Die Automatisierung wird durch Einsatz von Elektrizität und Verwendung von Automobilen deutlich beschleunigt. Erste Ansätze der Globalisierung werden durch Telefon und Telegramme möglich. Diese Phase beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts und beschleunigt sich bis in die 1970er Jahre. Der Mensch wird in der Handarbeit großteils durch die Maschine ersetzt. Industrie 3.0: Personalcomputer und Computerarbeit in großem Maßstab finden den Weg in das Datenzeitalter. Die Geschwindigkeit von Rechenoperationen steigt immens an, einige Berufsbilder werden überflüssig und verschwinden, neue entstehen. Industrie 4.0: Seit Ende des 20. Jahrhunderts beginnt die Digitalisierung in industriellem Maßstab. Kommunikation ist allgegenwärtig, manche Industrien im kompletten Umbruch. Während die vorherigen Veränderungen eher die Geschwindigkeit und den Output veränderten, ändert sich durch die Digitalisierung die Arbeit des Einzelnen auch inhalt-

http://www.arbeitenviernull.de/dialogprozess/gruenbuch/arbeiten-40.html (abgerufen am 11.12.2017).

Kulturelle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung

27

lich. Durch Strichcodes sind selbst kleinere und günstige Produkte exakt erfasst, eine große Lagerhaltung wird als unnötig erachtet. Die Geschwindigkeit greift direkt in den Arbeitsprozess ein und lässt das sogenannte Lean Management51 und Arbeitsweisen wie Just-in-Sequenz52 zu. Mit der Industrie 4.0 geht demnach auch eine Veränderung hin zur Arbeit 4.0 einher. Dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales bleibt, stellvertretend für die Gesellschaft, die wir betrachten, zu diagnostizieren: „Wir sind eine Arbeitsgesellschaft. Genauer gesagt: Wir sind eine Arbeitsgesellschaft im Wandel.“53 Prüfen wir, was damit gemeint ist und wie dieser Wandel den Einzelnen betrifft, denn unser Augenmerk gilt dem Menschen.

2.2 Kulturelle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung Um die kulturellen Einflussfaktoren zu betrachten, ist die Vertiefung in die Ethik notwendig. Umfassend hat dies Max Weber geleistet und stellt die protestantische Ethik als im Kapitalismus besonders erfolgreich heraus. Kapitalismus ist für Weber das Streben nach Gewinn, und in dessen Folge entsteht bei Erfolg zwangsläufig eine gewisse Wohlhabenheit54. Weber konstituiert in Folge drei historische Quellen, die er bei der Entwicklung für bedeutungsvoll 51

52

53

54

Lean Management meint die Konzentration auf die ausschließlich vor Ort relevanten Leistungsmerkmale einer Tätigkeit, während alles was damit zusammenhängt und nicht unbedingt notwendig ist ausgelagert wird. So verschlankt (engl. lean = schlank) sich die Tätigkeit. Die JiS (Just-in-Sequenz)-Produktion beruht auf der Systematik der Wertschöpfungskettenoptimierung und bedeutet, dass ein Lieferant exakt zum richtigen Zeitpunkt, exakt das richtige Werkstück an dem exakt richtigen Ort liefert. Dadurch wird kostenintensive Lagerung ausgeschlossen. Dieses System ist äußerst anfällig für Störungen – bei den großen Streiks der Deutschen Bahn im Jahr 2015 wurden diese Zulieferketten für einen Großteil des in der verarbeitenden Industrie entstandenen Schadens verantwortlich gemacht. http://www.arbeitenviernull.de/dialogprozess/gruenbuch/arbeitsgesellschaft-imwandel.html (abgerufen am 11.12.2017). Kaesler (2017), S. 66.

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Arbeit und Gegenwart

erachtet: die rationale Betriebsorganisation, die rationale Buchführung und die Trennung von Haushalt und Betrieb.55 Der vita contemplativa des Mittelalters und vor allem des Katholizismus stellt Weber die protestantische Ethik als passender für kapitalistische Ansprüche gegenüber. Den Erfolg und die Philosophie der protestantischen Ethik sieht er aus zwei Hauptquellen gespeist. Die erste Quelle ist der Ersatz der inneren Erkenntnis durch das vorbehaltlose Schaffen im Sinne der Wohlhabenheit und in Folge der konsequenten Verfolgung der Ethik des Reichtums. In dem US-amerikanischen Politiker Franklin findet er einen Vertreter der Ethik, der dem „Erwerb von Geld und immer mehr Geld, unter strengster Vermeidung alles unbefangenen Genießens […] rein als Selbstzweck gedacht […]“56 anhängt und dies als seine Maxime betrachtet. Die zweite Quelle ist für Weber die Berufspflicht, in der sich der Einzelne anhand seiner Produktivität den Wert erkauft. Auf die Arbeit bezogen definiert Weber „eine Verpflichtung, die der Einzelne empfinden soll und empfindet gegenüber dem Inhalt seiner beruflichen Tätigkeit, gleichviel worin sie besteht, gleichviel insbesondere, ob sie dem unbefangenen Empfinden als reine Verwertung seiner Arbeitskraft oder gar nur seines Sachgüterbesitzes“57 betrifft. In der Weber-Debatte bezüglich der protestantischen Ethik sind die Rezeptionen zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt. Catoni58 fand bei einer großangelegten historischen empirischen Überprüfung keinen Beleg für eine Beförderung der kapitalistischen Entwicklung durch Protestantismus. Merton fand, dass die naturwissenschaftliche Revolution hauptsächlich von protestantischen Richtungen in englischen und deutschen Subgruppen getragen wur-

55 56 57 58

Weber (1979), S. 17. Weber (1979), S. 44. Ebd., S. 45. Catoni (2009).

Kulturelle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung

29

de59, ob man sich Webers These, der Protestantismus sei ursächlich, anschließen muss, bleibt demnach offen. Für unsere Zwecke ist die religiöse Determinante nicht wesentlich. Abzuleiten ist jedoch das Leitbild der Leistung, das in der Zeit der industriellen Revolution entstand. Gleich, welcher Profession man zugehört, es geht darum, diese zu meistern, um eine Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit zu erreichen. Reichtum stellt sich durch das Streben nach Rentabilität und die Vermeidung überschüssiger Ausgaben und des Hedonismus zwangsläufig ein und ist nach außen Merkmal des persönlichen Werts. Dies gilt auch, wenn die Arbeit in der Vermehrung des Reichtums besteht und somit in der Kapitalarbeit. So folgt Weber Schillers Anfangsversen der Glocke: „Von der Stirne heiß rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben; doch der Segen kommt von oben.“60 Webers Definition der Grundlagen der Leistungsgesellschaft und des Wirkens des Rentabilitätsstrebens fehlt ein wichtiger Aspekt, der oftmals als Entwicklungspotenzial angeführt wird: der Aspekt der Freiheit. Die Freiheit beruht auf der Würde des Einzelnen und konstituiert „Vertrauen auf die Leistungs- und Selbstschöpfungskraft, in das methodisch und experimentell überprüfbare Weltwissen, der gegen jeden anderen Glauben gesetzte Glaube an das Vernunftsprinzip“61. Das bereits von Horkheimer und Adorno beschriebene Unheil der Vernunftsgebundenheiten findet di Fabio ebenfalls und stellt fest: „Damit wurde auch das Wertesystem einer Gesellschaft als abänderbar, als kontingent erlebt und entsprechend verfahren.“62 Bezugnehmend auf Luhmann formuliert di Fabio, dass Werte weiterhin ein Stück ziviler Religion sind, auch wenn sich diese heute nicht so nennt. Es zeigt sich ein Reflexionsstopp, der einen tabuisierten Bereich absondert. Was dahinter kommt, ist tabu und kratzt an dem Sinn des Menschen, wie die westliche Welt ihn ver59 60 61 62

Cohen (1990). Schiller (1799): Zitiert nach Lyrikwelt. di Fabio (2005), S. 62. di Fabio (2005), S. 62.

30

Arbeit und Gegenwart

steht. Es gibt demnach durchaus Werte, und Werte sind vergleichbar dem Recht. „Er63 sondert gut von schlecht, wichtig von unwichtig, richtig von falsch.“ 64 Als Triebfeder, ja, als Eros, bezeichnet der Autor die Freiheit im Kontext der westlichen Welt. Er stellt eingrenzend fest, dass dies kein Naturrecht ist, sondern eine bewusste Entscheidung, die historischen Entwicklungen folgt sowie der Entwicklung der Produktivität beigesellt wurde und nicht zwingend dazugehören muss. Er beendet den Diskurs mit der Feststellung: „Freiheit ist trotz seiner langen Geschichte [Anm.: als kultureller Höchstwert] nicht natürlich vorfindbar, sondern wie alles von Menschen Kommunizierte gesellschaftlich gesetzt, eine Konstruktion wie jede andere: aber als Höchstwert gesetzt. Doch alle guten rationalen Grunde sind nur die halbe Wahrheit, letzten Endes überzeugt das Konzept der Freiheit nur den, der die Freiheit liebt, der ihren Eros spürt.“ 65 Die eigenen Lebenswelten werden nicht zwingend geteilt, dies bedeutet ohne universales Gültigkeitskriterium einen stetigen Abgleichs- und Aushandlungsprozess mit der das Subjekt umgebenden Umwelt.66 Unter den getroffenen Prämissen ist die Arbeit als eine sinnstiftende Tätigkeit für das moderne Individuum zu sehen, und im kulturellen Westen ist dies mit dem Aspekt der Freiheit zusammenzubringen, um dem Ideal nahezukommen. Wenn der Arbeitswelt eine Leitbildfunktion zukommt, so muss sie über das der protestantischen Ethik inhärente Rentabilitätsstreben hinaus die Funktion sozialer Integration leisten.67 Honneth formuliert einige Anforderungen an eine Arbeitswelt, die er als Voraussetzung für sinnstiftende Tätigkeiten betrachtet:

63 64 65 66 67

Gemeint ist der Wert. Ebd., S. 64 f. di Fabio (2005), S. 74. Mamerow, S. (2013), S. 12. Honneth, A. (2010), S. 88.

Kulturelle Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung

1.

2.

3.

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Berufsständische Organisationen haben dafür zu sorgen, dass nach innen und außen hin genügend öffentliche Aufmerksamkeit garantiert wird, um sich der allgemeinen Wertschätzung sicher sein zu können.68 Die Arbeitsteilung setzt voraus, dass der Arbeiter das Ziel seiner Tätigkeit versteht und seine Mitarbeiter69 nicht aus dem Auge verliert. Er versteht sich als Bestandteil eines ganzen Schaffenden, nicht als Maschine einer isolierten Tätigkeit.70 Bezugnehmend auf Durkheim und Hegel formuliert Honneth die Forderung, „dass das Funktionieren des Marktes auch von der Erfüllung moralischer Versprechen abhängig ist, die mit Begriffen wie >>bürgerliche EhreLeistungsgerechtigkeit>sinnvolle Arbeit>Nein.>im Sich-verhalten

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